Mittwoch, 27. Juni 2018
TEAG und Stadtwerke Jena verlängern Vertrag für umweltfreundliche Fernwärme bis 2037 - Thüringer Energieversorger beenden Kohlezeitalter
Jena. Die TEAG plant in ihrem Heizkraftwerk Jena eine Investition von rund 69
Millionen Euro für neue Erzeugungstechnik mit eingebundenem Wärmespeicher.
Vorgesehen ist der Bau einer neuen Maschinenhalle auf dem Kraftwerksgelände, in
der sechs große Erdgasmotoren mit einer elektrischen Gesamtleistung von rund 60
Megawatt stehen werden. Als voraussichtlichen Baustart sehen die Planungen September
2019 vor - mit der kompletten Fertigstellung und Inbetriebnahme wird im Oktober
2021 gerechnet, pünktlich zu Beginn der Heizperiode.
„Grundlage
für die Investition von fast 70 Millionen Euro ist die Verlängerung des
Fernwärmeliefervertrages mit den Stadtwerken Jena-Pößneck. Diese Partnerschaft
bringt die Planungssicherheit für langfristige Investitionen in unser HKW
Jena“, erklärte TEAG-Vorstandsprecher Stefan Reindl zur Vertragsunterzeichnung,
„für die Stadt Jena sichern wir so nicht nur umweltfreundliche Fernwärme und Warmwasser.
Wir reduzieren vor allem auch die Emissionen des Klimagases CO2 um fast die
Hälfte im Vergleich zum jetzigen Stand.“
CO2-Emission sinkt auf ca. ein
Fünftel
Der
CO2-Ausstoß betrug 1983 im HKW Jena mit Braunkohleverbrennung rund 800.000
Tonnen pro Jahr. Mit der neuen Erzeugungsanlage wird sich Emission bis 2037 auf
150.000 Tonnen reduzieren, das ist ein Fünftel der Ausgangsemission. Die
Erweiterung der derzeitigen Gasturbinentechnik des HKW um die neuen Motoren und
den zusätzlichen Wärmespeicher erhöhen die Flexibilität, Erzeugungsleistung und
den Wirkungsgrad der Gesamtanlage, der derzeit bei etwa 80 Prozent liegt. Mit
den sechs Motoren und deren Gesamtleistung von 60 Megawatt können die Sommer-
und Übergangsperioden des Jahres allein abgedeckt werden, der Einsatz der GuD-Gasturbinen
entfällt in dieser Zeit vollständig.
Von Öl über Braunkohle zu KWK –
HKW-Jena in ständiger Entwicklung
Das
HKW Jena wurde nach Inbetriebnahme 1972 mit Heizöl betrieben. Während der
weltweiten Ölkrise baute man das Kraftwerk ab 1979 auf den einheimischen
Energieträger Braunkohle um. Dafür war der Bau der zwei großen Schornsteine
erforderlich (185 Meter und 225 Meter hoch), um die Stadt Jena und das Saaletal
nicht direkt mit den Schadstoffen der Braunkohleverbrennung zu belasten. Nach
der Wende 1990 erfolgte die Umrüstung auf Erdgas. Die GuD-Anlage brachte eine
deutliche Leistungserhöhung mit spürbar besseren Emissionswerten. 2011 erfolgte
ein nochmaliger Umbau mit Wärmespeicher, Sommerkessel und effizienterer
Betriebsweise. Mit der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) gelang eine
Effizienzsteigerung mit einer nochmaligen Reduzierung der Emissionswerte. „Mit
unserem jetzt geplanten Investitionspaket für die neue Erzeugungsanlage mit
Energiespeicher sinkt der CO2-Ausstoß nochmals fast um die Hälfte“, so
TEAG-Vorstandssprecher Stefan Reindl, „deshalb können wir mit dem Abriss des
großen Schornsteins - symbolisch - die Kohlezeit bei der TEAG in Thüringen für
beendet erklären. Für uns gibt es jetzt kein Zurück mehr in die
Kohleverbrennung, das ist für immer vorbei“.
Zukunftspotenziale für Klimaschutz
und Sektorkopplung
„Dieses Projekt ist bei der Umsetzung seiner
Klimaschutz-Potenziale durchaus flexibel“, so Vorstandssprecher Stefan Reindl.
„Wir können auf die Änderung der Rahmenbedingungen reagieren, etwa durch das
Thüringer Klimagesetz. Möglich ist beispielsweise eine Power-to-heat-Lösung und
die vollständige Ablösung der GuD-Anlage“. Zudem kann die neue Anlage jederzeit
sinnvoll erweitert werden – entsprechende Flächen sind bereits eingeplant. Generell
wird die sogenannte Sektorkopplung auch für das HKW Jena eine wichtige Rolle
spielen. Hierbei wird Strom aus erneuerbaren Quellen auch in den Sektoren
Wärme, Kälte oder Mobilität eingesetzt – es werden fossile Energieträger bei
Heizung oder Verkehr durch Öko-Strom-Lösungen verdrängt, die Energiewende
dringt so in neue Sektoren vor.
Daten:
- Erdgas-Motorenanlage
TEAG-Heizkraftwerk Jena
- Sechs
Motoren mit jeweils 10 MW Leistung elektrisch und thermisch
- Wärmespeicher
mit rund 600 MWh Kapazität
- Eingekoppelt
in die Bestandsanlage des GuD-HKW Jena
Daten
Schornstein:
- 225
Meter hoch
- ca.
6.500 Tonnen Gewicht
- Inbetriebnahme
1982 – Außerbetriebnahme 1995
- Abriss
mit sogenannter Spinne von oben beginnend