Elektrischer Volvo-Lkw auf dem TEAG Mobil E-Mob-Tag 2024
Carlo Bansini/TEAG

Vollgas für die E-Mobilität

Beim TEAG Mobil E-Forum im ADAC Fahrsicherheitszentrum Thüringen in Grammetal bei Nohra sind Fachleute zum Thema Elektromobilität zusammengekommen. Neben Fachvorträgen stand das Ausprobieren neuer elektrischer Transportlösungen im Fokus.

Innenaufnahme vom E-Mob Tag bei Nohra mit Blick auf den E-Lkw von Volvo der ZUFALL logistics group
Carlo Bansini/TEAG

Wer nicht ganz genau hinsieht, dem fällt es nicht auf; wer genau hinhört, merkt es sofort: Der blaue LKW der Spedition Zufall mit Apoldaer Kennzeichen scheint gar kein „echter LKW“ zu sein. Das ist zumindest eine der Aussagen, die Kraftfahrer Steven von seinen Kollegen immer wieder mal zu hören bekommt. Der Grund: Das Gefährt der Marke Volvo zieht seine 660 Pferdestärken nicht aus einem herkömmlichen Dieselmotor, sondern aus seinen 400 Kilowattstunden fassenden Elektrobatterien. Sie sind unter dem Fahrerhaus verbaut und sorgen nicht nur für umweltfreundliche Logistik, sondern auch für echten Fahrspaß. „Inzwischen will ich eigentlich gar nicht mehr anders fahren“, sagt LKW-Fahrer Steven, der zuvor mehr als zehn Jahre als Fernfahrer mit Verbrennermotoren unterwegs war.

TEAG Mobil-Fachtagung zur Mobilität der Zukunft

TEAG-Vorstand Stefan G. Reindl (Vorstandsvorsitzender)  bei einer Testfahrt in einem elektrisch betriebenen LKW
Carlo Bansini/TEAG

Von den Vorzügen der E-Mobilität für Lasttransporte ist nicht nur Steven überzeugt. Auch der TEAG-Vorstandsvorsitzende Stefan Reindl zeigt sich vom Fahren mit Strom begeistert. Auf Stevens Beifahrersitz fährt Reindl über die Auto-Teststrecke im ADAC Fahrsicherheitszentrum in Nohra. Der Anlass für die kurze Spritztour ist das TEAG Mobil E-Forum. Auf Einladung des TEAG-Tochterunternehmens haben sich Expertinnen und Experten aus Thüringen und den angrenzenden Ländern zusammengefunden, um gemeinsam über die Zukunft des elektrischen Fahrens und der dafür notwendigen Infrastruktur zu beraten.

Zahl der E-Autos soll sich in zwei Jahren verdoppeln

Die Geschäftsführer der TEAG Mobil Denis Schuldig und Benjamin Constantin
Carlo Bansini/TEAG

Schon in ihrem Eingangsimpuls machen die TEAG Mobil-Geschäftsführer, Denis Schuldig und Benjamin Constantin, klar: E-Mobilität ist ein Thema der Gegenwart und es wird immer mehr zum Bewegungsschwerpunkt der Zukunft.

Die Zahlen dazu sprechen für sich: Derzeit hat die TEAG in Thüringen rund 700 Ladepunkte in Betrieb. 2025 soll die 1000-Stück-Marke geknackt werden.

Heute fahren weltweit etwa 41 Millionen PKW vollelektrisch. Binnen zwei Jahren soll sich diese Zahl in etwa verdoppeln. Hinzu käme die hohe Recycelbarkeit von Batterien und Fahrzeugteilen, die im Vergleich zu herkömmlichen Diesel- oder Benzinfahrzeugen für das Fahren mit Strom spräche, erklärt Benjamin Constantin.

Unterstützung für diese Aussagen gibt es nicht nur aus dem Publikum, sondern auch von den Co-Vortragenden, die an diesem Tag mit auf der Bühne in Nohra stehen. Sie kommen aus Kommunalverwaltung und Wirtschaft und zeigen gelungene Beispiele aus der Praxis der E-Mobilität.  

So erklärt etwa Daniel Monden vom Kommunalservice Weimar, dass der städtische Eigenbetrieb bei seiner Umstellung auf E-Mobilität nicht nur PKW, sondern auch Transportfahrzeuge und LKW im Fokus habe. Die notwendige Ladeinfrastruktur befinde sich auf dem Werksgelände.

Mut für die E-Mobilität schaffen

Auch Elisabeth Stemmer weiß von der großen Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zu berichten – ganz besonders im Logistikbereich sei dies zunehmend stärker zu spüren. Als Verantwortliche für das Launch Management bei MAN Truck und Bus ist sie häufig mit den Ansprüchen der Branche, aber auch mit den Vorurteilen gegenüber E-LKW konfrontiert. Mit Aufklärung und lebensnahen Beispielen sieht Elisabeth Stemmer sich dieser Herausforderung aber gut gegenübergestellt. Immerhin können MAN-Trucks mit ihren bis zu 480 Kilowattstunden fassenden Batterien inzwischen gut und gern 600-800 Kilometer weit fahren. „Unser Ziel ist es, dass kein Kunde mehr Angst vor dem Thema Elektromobilität haben muss“, formuliert Stemmer selbstbewusst.

Hinsichtlich der Reichweite gibt ihr auch Gunnar Heunisch von der ZUFALL logistics group in seinem Praxisvortrag  recht. An fünf Unternehmensstandorten sind derzeit schon 14 Elektro-LKW im Einsatz, Tendenz ganz klar steigend. Er geht konkret auf Vorurteile und Sorgen ein und betont: „Es ist übertrieben zu sagen, wir brauchen immer 1000 Kilometer Reichweite. Das stimmt einfach nicht.“ Dass der strombasierte Transport sich derzeit recht langsam durchsetzt, liege laut Heunisch nicht an der Technik, sondern am Anwender: „Wir müssen den Wandel in unseren Köpfen ausbauen. Das Nadelöhr ist die Gewohnheit!“

Immer mehr vollelektrische LKW unterwegs

Stefan G. Reindl (Vorstandsvorsitzender der TEAG) bei einem Vortrag am E-Mobilitäts-Tag
Carlo Bansini/TEAG

Der Zentralbereichsmanager für Nachhaltigkeitsmanagement des Logistikunternehmens ZUFALL ist damit gleichauf  mit dem TEAG-Vorstandsvorsitzenden Stefan Reindl. Der große Chef des TEAG-Konzerns ist sich sicher, dass mit der Strategie auf E-Mobilität die richtigen Pflöcke eingeschlagen wurden, auch wenn man damit der Zeit offenbar voraus sei.

Die E-Mobilität komme auch in Thüringen an, wenn auch etwas später, so Reindl. Derzeit sei es daher Aufgabe des Unternehmens, die notwendige Ladeinfrastruktur auf- und auszubauen. Die Standard-Ladeleistung von 400 Kilowatt sei dafür ein gutes Indiz, meint Reindl. Außerdem sei  das Thema E-Mobilität nicht als Ideologie zu begreifen. Es gehe dabei lediglich um eine Entscheidung für eine Technologie, die in Thüringen aber noch besser ankommen müsse.

Bei ihm kommt die Technologie schon gut an. Nicht nur, weil sein eigener Dienstwagen vollelektrisch unterwegs ist, sondern auch, weil die kurze Runde mit Lkw-Fahrer Steven für ihn ganz klar zu den Höhepunkten des Tages gezählt habe. Das sagt der TEAG-Vorstand zumindest, als er die beiden Stufen von der hohen 40-Tonner-Zugmaschine herabsteigt und ihm das breite Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht zu weichen scheint.