E-Tankstelle in Erfurt
TEAG

Schnellladen am Niederspannungsnetz

Erste Ladelösung mit einem Batteriespeicher in Thüringen

An der Hauptverwaltung der TEAG Thüringer Energie AG in Erfurt ist eine hochmoderne E-Tankstelle mit leistungsstarken High-Power-Charging-Ladern entstanden. Dabei handelt es sich um die erste Ladelösung mit einem Batteriespeicher in Thüringen.

Die Herausforderung bei HPC-Ladern besteht darin, dass in relativ kurzer Zeit viel Energie bereitgestellt werden muss. Dafür ist in der Regel ein Anschluss an das Mittelspannungsnetz nötig, denn die meisten Orte verfügen nur über einen geringen Netzanschluss von 50 bis 100 kW. „Damit ist natürlich keine Ladung mit 270 kW möglich“, weiß Denis Schuldig, TEAG-Produktmanager im Bereich „Elektromobilität“. Die Firma ADS-TEC Energy, ein Batteriespezialist aus Nürtingen, hat in Zusammenarbeit mit Porsche Engineering die passende Lösung entwickelt.

Ladetechnik mit Stromspeicher

Die E-Tankstelle basiert auf der DC-Ladetechnik und verfügt über zwei Ladepunkte mit je 160 kW. Insgesamt kann ein Elektroauto an der Ladesäule auch mit 320 kW geladen werden. Diese Leistung ergibt sich aus dem Batteriespeicher.

Der Batteriespeicher entspricht umgerechnet einer großen Powerbank mit einer Kapazität von 28.000.000 mAh. Zum Vergleich: Das entspricht ca. 100 Hausanschlüssen.“

– Denis Schuldig, TEAG-Mobilitätsexperte

Der Stromspeicher hat aber nicht nur Power, sondern ist auch äußerst platzsparend im städtischen Umfeld: Auf 1,5 Quadratmetern findet alles Platz, wofür zuvor eine eigene Trafo-Station errichtet werden musste. Dafür wurden in dem Würfel zwei große Batterien mit jeweils 70 kWh verbaut. Auf der Vorderseite führen zwei Gleichrichter zu den Ladesäulen. „Das System ist so gebaut, um die Ladesäulen getrennt voneinander mit jeweils 160 kW oder einzeln mit bis 320 kW zu nutzen“, erklärt ein Servicetechniker der ADS-TEC Energy. Die Ladesäulen unterscheiden dabei automatisch, ob ein oder zwei Elektrofahrzeuge angesteckt wurden und mit welcher Power die E-Autos laden. In weniger als 20 Minuten kann auf diese Weise wieder Strom für 300 Kilometer Fahrstrecke „getankt“ werden. Nach einem Ladevorgang (und auch währenddessen) lädt sich die Batterie mit geringer Leistung am Niederspannungsnetz wieder auf. Der Hersteller ADS-TEC Energy veranschaulicht den Vorgang gerne mit der Toiletten-Spülung: „Beim Spülen strömt auch das ganze Wasser hinaus und läuft dann im Spülkasten langsam wieder voll.“

Im Video erklärt TEAG-Mobilitätsexperte Julian Schaal die HPC-Lader:

Ladetechnik mit Sportwagen getestet

Im Juli hat das Porsche Zentrum Erfurt an die E-Tankstelle der TEAG geladen, um interessierten Stammkunden den Porsche Taycan zu präsentieren. An drei Tagen konnten die Gäste den Elektro-Sportwagen erleben. „Wir haben das Porsche-Event genutzt, um unsere E-Tankstelle mit der Ladeleistung des Taycan von bis zu 270 kW auf Herz und Nieren zu testen“, erzählt Denis Schuldig. Gleichzeitig beantworteten die Mobilitätsexperten der TEAG alle Fragen rund um das Laden und konnten anhand der Schnellladelösung vorführen, wie einfach das unterwegs funktioniert. „Die HPC-Lader halten, was sie versprechen, sodass wir positiv auf die Eröffnung im September blicken“, resümiert Denis Schuldig.

Stromtanken funktioniert an der E-Tankstelle mit einer TEAG-Ladekarte, die unkompliziert über die TEAG bestellt werden kann. Die Ladesäule akzeptiert zudem alle gängigen Ladekarten, bspw. der großen Autohersteller, aber auch mit einem Smartphone kann der Ladevorgang über QR-Code gestartet werden. Mehr Informationen zur Ladekarte und den Paket-Angeboten der TEAG sind auf der TEAG-Website zu finden.

Ausbau des thüringenweiten Ladenetzes

Zuletzt wurde im Juli 2019 in Schleiz eine HPC-Turbo-Ladesäule in Betrieb genommen. Thüringen war das erste Flächen-Bundesland, in dem sich ein Großteil der Energieversorger im Jahr 2017 auf einheitliche technische Standards für Aufbau und Betrieb eines öffentlichen Ladenetzes für Elektrofahrzeuge geeinigt haben, und dieses in enger Zusammenarbeit mit der Landesregierung ausrollen. Die Festlegung der Standorte für die Ladestationen des Thüringer Ladenetzes basiert auf Studien der Fraunhofer-Gesellschaft Ilmenau sowie der Bauhaus-Universität Weimar. Kriterien der Standortbewertung waren u.a. öffentliche Verfügbarkeit, Besucherfrequenz sowie die Verweildauer. Daraus ergibt sich zudem ein Mix der Ladesysteme mit Schnellladesäulen sehr großer Leistung für die kurze Aufladung unterwegs und auf längeren Reisen. Inzwischen stehen rund 600 Ladepunkte für Stromfahrzeuge in Thüringen zur Verfügung.