Im Eichsfeld brennt Bernd Ehbrecht erfolgreich einen edlen und preisgekrönten Tropfen.
Guido Werner/TEAG

Thüringer Whisky - gereift im Eichsfeld

Wer glaubt, ein richtig guter Whisky kommt nur aus Schottland, der irrt. Im Eichsfeld brennt Bernd Ehbrecht erfolgreich einen edlen und preisgekrönten Tropfen. Der Geschäftsführer von Neunspringe in Worbis nahm Reporterin Melanie Fischer in die heiligen Hallen seiner Brennerei mit.

Eine Mischung aus Alkohol und Karamell umhüllt einen, sobald man den alten Dachboden des Sudhauses betritt. Kenner wissen, dass es Angels‘-Share ist – etwas Whisky, der aus den feinen Rillen der Fässer heraustritt. Es ist staubig und dunkel, das Mauerwerk fühlt sich klamm an. Hier schlummert in 80 von insgesamt 750 Eichenfässern der ganze Stolz von Bernd Ehbrecht. Zärtlich klopft er auf das Holz. „Bis ich meinen ersten eigenen Whisky trinken konnte, brauchte es 20 Jahre“, erzählt der Brauerei-Chef. „Aber das Warten hat sich mehr als gelohnt.“ Bei einer Schottlandreise 1993 sei ihm die Idee gekommen. „Wir wollten jagen gehen“, so Ehbrecht. „Aus Langeweile, weil wir nichts erlegen konnten, gönnten wir uns eine Flasche 14-jährigen Oban-Whisky. Damit hat alles angefangen, deswegen stehen wir beide jetzt hier.“ Fast feierlich öffnet er die Flasche seines „THE NINE SPRINGS Single Malt“-Whiskys und füllt zwei Gläser mit etwas, das an „flüssiges Gold“ erinnert. Ein süßer, malziger Geschmack und 53,7 % Vol. machen sich auf der Zunge breit. „Guter Whisky ist etwas für Genießer und nichts für die Cola“, meint Bernd Ehbrecht.

Neunspringe - vom Cola-Produzenten zum Whisky-Brenner
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Vom Cola-Produzenten zum Whisky-Brenner

Die meisten Leute dürften Neunspringe aber gerade für seine Cola, Limonaden, und Biere kennen. Knapp 8,5 Mio. Liter werden jedes Jahr getrunken. Whisky ist mit 20.000 Litern dagegen nur ein kleines Nischenprodukt. Jedoch eins, das dem Chef am Herzen liegt.

Whisky war schon immer meine heimliche Leidenschaft. Ich wollte einen Tropfen kreieren, der auf der Zunge zergeht. Einen Whisky, den man mit allen Sinnen genießen kann.“

– Bernd Ehbrecht, Geschäftsführer von Neunspringe

Scharfenstein – eine Burg für den Whisky

Ein Erlebnis wird auch ein Besuch in Ehbrechts Whiskywelt auf Burg Scharfenstein in Leinefelde-Worbis. Seit Oktober 2018 gibt es auf der 1209 errichteten Burg alles, was das Herz eines Whisky-Liebhabers höherschlagen lässt. Echt empfehlenswert ist eine Tour durch das Whiskyerlebniszentrum. Im Whiskykino erhält man erste Einblicke über die Geschichte des schottischen Klassikers. Einen kleinen Crashkurs zur Herstellung gibt es in der erlebbaren Destillation und bei einem Abstecher in den Aroma- und Fasskunderaum sowie ins Fasslager. Der krönende Abschluss findet im historischen Gewölbekeller statt. Hier kann man sich durch fünf Whiskys probieren. Preis pro Person: 50 Euro für 1,5 Stunden. Tipp: auch Rum, Gin oder Bierbrandt kann man hier verkosten. Wer es sportlicher mag, der sollte eine Whiskywanderung rund um die Burg machen. In drei Stunden erfährt man nicht nur viel über die Entstehungsgeschichte von Scharfenstein, man kann sich auch 6 Whiskys schmecken lassen. Preis: 50 Euro.

Thüringer Malz für eine süße Karamellnote

Doch was unterscheidet Thüringer Whisky vom Original? „Dass er eine starke süße Malznote hat und wir keine künstlichen Farbstoffe verwenden“, verrät Bernd Ehbrecht. Während 2/3 des Gerstenmalzes aus dem Eichsfeld kommen, ist 1/3 schottischer Malz, der über Torffeuer getrocknet wurde und für den salzigen Geschmack sorgt. Je nach Reifegrad und Lagerung kann Whisky nach Vanille, Früchten, Schokolade und Zitrone schmecken.

Der Eichsfelder Whisky wird im Gegensatz zu den meisten kommerziellen Sorten nicht kühl gefiltert und ist so besonders vollmundig.
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Der Eichsfelder Whisky wird im Gegensatz zu den meisten kommerziellen Sorten nicht kühl gefiltert und ist so besonders vollmundig. Für eine interessantere Geschmacksnote, wendet Ehbrecht einen Trick an. Er lagert seinen Tropfen in Fässern ein, in denen zuvor andere Spirituosen schlummerten. Marsala, Sherry -oder Portwein eignen sich besonders gut. Doch in den meisten Fällen wird der Schotte und Thüringer identisch gelagert. Die Whiskys reifen in Holzfässern, u. a. aus Kentucky. Sie sind aus Eiche gefertigt und waren zuvor mit Bourbon gefüllt. Gelagert werden sie neben dem Sudhaus auf der Burg Scharfenstein und in einer kalten Halle. Dadurch wird eine schnellere Ausdehnung der Flüssigkeit erzeugt. Aufgrund der Wetterumschwünge reift Thüringer Whisky in 3 bis 5 Jahren, der Schotte braucht dafür 12 Jahre. Nachteil: während beim Original pro Jahr etwa 2 Prozent des Whiskys aus dem Fass verdunsten, muss der Deutsche mit der doppelten Menge rechnen.

Männer und Whisky werden im Alter besser

An Rente denkt Ehbrecht mit seinen 64 Jahren noch lange nicht. „Jetzt geht´s doch erst richtig los“, lacht der Brauerei-Chef. „Nächstes Jahr im März geht unsere neue Destille in Betrieb. Dann findet am 30. April auch das Deutsche Whisky-Festival auf der Burg statt.“ Als Ehbrecht davon erzählt, leuchten seine Augen, seine Mundwinkel umspielt ein kindliches Lächeln.
Vielleicht ist ja etwas dran am Sprichwort, Männer und Whisky werden im Alter nur besser. Aktuell gibt es 7 Editionen des „THE NINE SPRINGS“-Whiskys, Preis: 29 bis 59 Euro, erhältlich auf Burg Scharfenstein und online unter www.number-nine.eu.