In Spanien oder Italien sind Trüffeln keine Seltenheit. Anja Kolbe-Nelde beweist, dass es den unterirdischen Pilz auch in Deutschland zu finden gibt.
Guido Werner/TEAG

Wo die Edelpilze wachsen

Schwarze Pilze, die unter der Erde zu einem Fruchtkörper heranwachsen: In Spanien, Italien oder Frankreich sind Trüffeln keine Seltenheit. Anja Kolbe-Nelde beweist, dass es den unterirdischen Pilz auch in Deutschland zu finden gibt. „Streng genommen war er nie weg, das Wissen war jedoch einige Zeit verschollen“, sagt die ausgebildete Pilzsachverständige. Als Trüffelberaterin setzt sie sich dafür ein, dass Menschen wieder mehr über die edle Pilzsorte lernen und sie sogar selbst anbauen.

Auf den Boden kommt es an

In Deutschland dürfen Trüffeln der Gattung „Tuber“ nicht einfach dem Boden entnommen werden. „Trüffeln wachsen auf alkalischen, kalkhaltigen Böden“, erklärt Anja Kolbe-Nelde. „Und davon gibt es in Mitteldeutschland reichlich.“ Seit Jahren weist sie den Bestand des unterirdischen Pilzes in der Region nach. Wo sich Trüffeln anbauen lassen, überprüft sie mit Hilfe von Bodenproben und Bodenanalysen. In vielen Landesteilen in Thüringen sind laut der Expertin große Trüffelplantagen von bis zu zehn Hektar oder mehr möglich. Mit ihrem Team aus acht Mitarbeitern legt sie für ihre Kunden Trüffelplantagen in ganz Deutschland an.

In Spanien oder Italien sind Trüffeln keine Seltenheit. Anja Kolbe-Nelde beweist, dass es den unterirdischen Pilz auch in Deutschland zu finden gibt.
Guido Werner/TEAG

Heimische Trüffelbäumchen

Im kleinen Stil lassen sich Trüffeln sogar im eigenen Garten anbauen. Dazu braucht es den richtigen Boden und den passenden Baum. Auf der Pilzfarm produziert die Thüringer Freilandpilze GmbH jährlich circa 60.000 Trüffelbäumchen in speziellen Gewächshäusern. Bei den Bäumen handelt es sich um heimische Baumarten wie Eichen, Buchen oder Linden. Denn was viele nicht wissen: der Trüffelpilz geht eine Symbiose mit ca. 30 Baumarten ein. Die sogenannten Wirtsbäume sind mit dem feinen Pilzgeflecht an den Wurzelenden verbunden. Unter der Erde breitet sich der Pilz aus und bildet nach Geschlechtsreife Fruchtkörper aus – die Trüffelpilze. Dazu braucht es allerdings etwas Geduld: Bis zum ersten eigenen Trüffel kann es bis zu sechs Jahre dauern.

Erntehelfer auf vier Pfoten

Zur Erntezeit von Spätsommer bis Winter kommt Trüffelhund Jette zum Einsatz. Die Hundedame kann die genaue Stelle unter der Erde bestimmen, wo die Edelpilze wachsen. Ihr Frauchen muss dann nur noch buddeln, um an den Pilzschatz zu gelangen. „Jedoch nicht tief. Trüffeln wachsen in Tiefen von ca. fünf Zentimetern“, gibt Anja Kolbe-Nelde Entwarnung. Jette ist einer von drei ausgebildeten Trüffelhunden, die auf den eigenen drei Hektar großen Trüffelplantagen helfen. Ohne sie ist die Ernte fast unmöglich

In Spanien oder Italien sind Trüffeln keine Seltenheit. Anja Kolbe-Nelde beweist, dass es den unterirdischen Pilz auch in Deutschland zu finden gibt.
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Trüffelsucher auf vier Pfoten

Egal ob Beagle, Dackel oder Border Collie – grundsätzlich eignet sich jede Hunderasse für die Suche nach den unterirdisch wachsenden Trüffeln. Doch nicht alle Hunde haben eine gut ausgebildete Spürnase und interessieren sich auch für die edlen Pilze. Ganz anders der Lagotto Romagnolo: Mit seinem ausgeprägten Geruchssinn und geringen Jagdtrieb ist er ein ausgezeichneter Trüffelhund, der sich im Wald nicht so schnell von anderen Fährten ablenken lässt.

Ausgebildete Trüffelhunde aus Thüringen

Auch Anja Kolbe-Nelde setzt bei der Suche nach den Trüffeln auf die italienische Hunderasse. Ihre Trüffelhunde Jette und Alba sind als Erntehelfer auf der Pilz- und Trüffelfarm bei Artern nicht mehr wegzudenken. Die Hunde aus der eigenen Lagotto Romagnolo-Zucht bildet die Trüffelexpertin selbst aus – mitten in Thüringen. Dort lernen die Welpen von Anfang an echte Trüffeln kennen. „Der Kauf eines vorausgebildeten Trüffelhundes macht Sinn, wenn die Hunde auch regelmäßig für die Trüffelernte auf der eigenen Plantage eingesetzt werden“, erklärt Anja Kolbe-Nelde.

In Spanien oder Italien sind Trüffeln keine Seltenheit. Anja Kolbe-Nelde beweist, dass es den unterirdischen Pilz auch in Deutschland zu finden gibt.
Guido Werner/TEAG

Training von klein auf 

In speziellen Kursen, Vereinen oder in Hundeschulen können Besitzer ihre Vierbeiner auf den Geruch von Trüffeln konditionieren – zum Beispiel mit einem Leckerli als Belohnung. „Am besten wird mit dem Training im Welpenalter begonnen“, rät Anja Kolbe-Nelde. „Mit ein bisschen Übung können die Kleinen bereits nach zwei bis acht Wochen Trainingszeit ihren ersten Trüffel finden.“ Herrchen oder Frauchen lernen bei der Grundausbildung einiges über den Lebenszyklus, die Ernährungs- und Lebensweise der unterirdischen Pilze und wie sie Trüffelstellen erkennen.   

Buddeln nicht erwünscht

In Deutschland ist die Entnahme wild wachsender Trüffeln der Gattung Tuber in freier Natur verboten – sie stehen unter Naturschutz. „Hirschtrüffeln und reichlich andere Arten können hingegen auch in Deutschland gesucht und gesammelt werden“, sagt die Trüffelexpertin. „Erstere erkennt der ausgebildete Trüffelsucher nach einiger Übung an ihrer braunen Außenhaut.“ 
 

In Spanien oder Italien sind Trüffeln keine Seltenheit. Anja Kolbe-Nelde beweist, dass es den unterirdischen Pilz auch in Deutschland zu finden gibt.
Guido Werner/TEAG

Es war einmal das Trüffelschwein

Hunde waren lange Zeit nicht die einzigen Pilzschnüffler: Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden gelegentlich Hausschweine bei der Trüffelernte eingesetzt. Gehorsame Hunde wurden jedoch schon immer von den Trüffeljägern bevorzugt, weil sie leichter zu händeln sind und keinen nennenswerten Schaden bei ihrer Suche anrichten: ungehorsame, schwer zu führende Schweine dagegen wühlen unnötig großflächig den Boden auf und naschen gerne selbst die Edelpilze, die sie finden. 
 

Mehr zum Trüffelanbau in Thüringen erfahren Sie hier: thüringer-trüffelanbau.de