Die Photovoltaikanlage der TEAG Solar am Erfurter Kreuz im Morgengrauen
Guido Werner/TEAG

Sonne als Partner

Eine fast vier Hektar große PV-Anlage macht das Werk von Carpenter am Erfurter Kreuz künftig deutlich unabhängiger von den Strompreisen.

Die Sonne steigt gerade über die entfernten Hügel des Thüringer Waldes, als auf dem Gelände der Firma Carpenter am Erfurter Kreuz schweres Gerät anrollt: Auf Tiefadern werden drei massive Trafostationen angeliefert und mit einem Schwerlastkran behutsam in die vorbereitete Baugrube gesetzt. Jede einzelne Trafostation ist fast drei Meter hoch und bringt rund 20 Tonnen auf die Waage, die Geräte werden das Herzstück der riesigen PV-Anlage bilden, die künftig einen großen Teil der Energieversorgung des Carpenter-Werks übernimmt. 

„Wir gehören zwar nicht zu den wirklich energieintensiven Industrien“, erklärt Stephan Schmidt, der als Vice President Foaming EMEA & APAC hier die Fäden in der Hand hält. „Aber natürlich ist der Energiebedarf bei einem so großen Werk wie dem unseren recht hoch.“

Der Standort am Erfurter Kreuz ist eine von über 60 Niederlassungen, die der US-amerikanische Konzern in der ganzen Welt unterhält. Gefertigt werden vor allem Produkte aus Weichschaumstoffen wie Polyurethan. In Erfurt liegen die Schwerpunkte im Bereich ‚Bedding‘ – also in der Herstellung von Matratzen, Toppern und anderen Artikeln rund um das Bett, sowie Produkten für die Polster- und Bauindustrie.

Ziel: Kalkulierbare Stromkosten

Die nötige Energiemenge ist beträchtlich: Rund 2.150 MWh verbraucht das Werk pro Jahr. Zu der Entscheidung, in eine große PV-Anlage zu investieren, hätten gleich mehrere Faktoren geführt, erklärt Stephan Schmidt

„Einerseits ging es uns um den positiven Beitrag zum Umweltschutz und um unseren CO2-Fußabdruck.“ Andererseits hatte die politische Lage mit den drastischen Auswirkungen auf den Strompreis einen weiteren Einfluss auf die Investition.

„Gerade zu Beginn der Energiekrise mussten wir teils sehr hohe Energiepreise in Kauf nehmen. Wir wollen langfristig besser kalkulierbare Kosten schaffen und uns von der teilweisen hohen Volatilität der Strompreise abkoppeln.“

Großanlage in Rekordzeit

Ein Kran lässt einen Trafo ab.
Guido Werner/TEAG

Da der Platz gleich neben dem Werk bereits vorhanden war, fiel die Entscheidung für eine große Freiflächen-Solaranlage, die dem Werk teils völlige Energieautarkie gewährt und den Strombezug im Jahr ungefähr halbiert. Die Umsetzung und die Zusammenarbeit mit TEAG Solar seien sehr professionell gewesen, erinnert sich Schmidt.

Immerhin kümmerte sich die TEAG Solar von der Planung über den Bau und den Anschluss um alle Arbeitsschritte, um dem Kunden eine ‚schlüsselfertige‘ Anlage zu übergeben. „Für uns war dieses Projekt allein schon wegen seiner Größe etwas Besonderes“, erinnert sich Marcel Conrad, der zuständige Projektplaner bei TEAG Solar.

Für die Anlage mit 5,3 Mega Watt-Peak wurden fast 13.000 Solarmodule verbaut. Insgesamt umfasst die Anlage eine Fläche von 3,8 Hektar. „Für Thüringen ist ein solches Projekt schon eine recht große Nummer.“

Nach Fertigstellung wird die Anlage jährlich 5,34 Gigawattstunden grünen Solarstrom erzeugen und damit über 51 Prozent des aktuellen Stromverbrauchs von Carpenter decken. Mittelfristig ist auch geplant, die bisherige Wärmeanwendung mit fossilen Energieträgern auf Strom aus der Photovoltaik-Anlage umzustellen. Dabei stehen vor allem die Themen Wasserstoff und industrielle Wärmepumpen im Fokus. 

Großes Interesse an Freiflächen-Photovoltaikanlagen

von links nach rechts im Bild: Jörg Münster, Marcel Conrad und Thorsten Weisheit
Guido Werner/TEAG

Die Bauarbeiten begannen im Anschluss an die Planungsphase Anfang August 2023. Zunächst wurden mit einer speziellen Ramme die Pfosten für die Solarmodule in den Boden getrieben, dann konnten die Module installiert und verkabelt werden. Mitte Februar wurden die Trafostationen geliefert, die den Strom in Mittelspannung umwandeln und so für den Kunden Carpenter nutzbar machen. Dass das so schnell ging, ist dem Weitblick der TEAG zu verdanken, die bei einer Großbestellung 50 Trafostationen für die Einlagerung erworben hat: „Aktuell liegen die Lieferzeiten für eine einzige Trafostation bei etwa 74 Wochen“, erklärt Marcel Conrad. „Wir können unsere Kunden jedoch ohne große Zeitverzögerung beliefern.“ Und so soll die Anlage wie geplant spätestens im Mai ans Netz gehen.

„Gerade vonseiten der Industrie ist das Interesse an PV-Anlagen aktuell extrem hoch“, sagt Conrad. „Trotz der anfangs recht hohen Investitionen rechnet sich die eigene Solaranlage – zumal aktuell niemand die künftige Strompreisentwicklung vorhersehen kann.“ Schon jetzt arbeitet der Projektplaner an zwei weiteren großen Solaranlagen im Eichsfeld – und ist gespannt auf die weiteren Projekte, die sich in Zukunft ergeben. Weitere Projekte im Industriegebiet Erfurter Kreuz stehen ebenfalls in den Startlöchern.