Mit einer Verdopplung ihrer Investitionen in das Thüringer Stromnetz will die TEAG dafür sorgen, dass die ehrgeizigen Klimaziele erreicht werden können. Das kann nur gelingen, wenn auch die Kommunen und die Bürger mitziehen.
Die Weichen sind gestellt, die Finanzierung steht: Dank der letztjährigen Kapitalerhöhung durch die kommunalen Anteilseigner und ergänzt um einen 400-Millionen-Euro-Kredit der Europäischen Investitionsbank EIB kann die TEAG mit ihren Töchtern, vor allem der TEN Thüringer Energienetze GmbH & Co. KG, diese gewaltige Zukunfsaufgabe jetzt angehen. Die Investitionspläne der TEAG haben die EIB offensichtlich überzeugt, vergibt sie doch nur Kredite, wenn die strengen EU-Vorgaben für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit erfüllt sind. Parallel zur ambitionierten Investitionsoffensive hat die TEAG eine Arbeitgebermarken-Kampagne gestartet, um 300 zusätzliche Fachkräfte für den Umbau der Energiesysteme zu gewinnen.
600 Millionen Euro investiert die TEAG bis 2028 in die Stromnetze.
Drastisch steigende Anforderungen
Im Vorfeld hat die TEN umfangreiche Prognosen für den Zubau von Erzeugungsanlagen wie Windkraft und Solar sowie die Entwicklung der Bezugslasten, also des künftigen Stromverbrauchs, erstellt. Dabei geht die TEN allein bis 2030 von einer Verdopplung der Windenergieleistung auf 3.400 Megawatt (MW) und einem Anstieg der PV-Leistung von jetzt etwa 2.400 auf 3.100 MW aus. Daraus ergibt sich eine riesige Menge grünen Stroms, den das Netz künftig zusätzlich aufnehmen muss.
Auch der prognostizierte Stromverbrauch wird im Zuge der fortschreitenden Energiewende sprunghaft steigen. Für das Jahr 2030 rechnet die TEN mit 164.000 Elektrofahrzeugen in Thüringen, die zuverlässig geladen werden wollen, sowie 80.000 Wärmepumpen, die auch in kalten Wintern die Wohnungen und Büros warm bekommen müssen – und dafür auf viel Strom angewiesen sind. „Insgesamt reden wir hier von gewaltigen Ausbaudimensionen: Bis 2030 müssen wir das Stromnetz einmal komplett zum vorhandenen hinzubauen“, erläutert Ulf Unger, Geschäftsführer der TEN, die anstehende Herausforderung.
Das muss nicht das Ende der Fahnenstange sein: Gerade erstellen die Experten der TEN den 110-kV-Netzausbauplan 2024. Der enthält erstmalig den Ausblick auf das Zieljahr 2045. „Wir gehen davon aus, dass die jetzt auf den Weg gebrachten Netzinvestitionen nur der erste Schritt auf dem Weg zur CO2-freien Versorgung sein können“, schaut Marcus Junghans, bei der TEN für die Netzplanung zuständig, in die Zukunft.
Hindernisse überwinden
Die Pläne sind das eine, die Umsetzung in so kurzer Zeit das andere. „Der Gesetzgeber hat zwar die Genehmigungsverfahren für Energieerzeugungsanlagen von erneuerbaren Energien vereinfacht und beschleunigt. Für die Netzbetreiber verbleiben aber umfangreiche und aufwendige Genehmigungsverfahren, bei denen besondere Rücksicht auf die Schutzgüter zu nehmen ist“, gibt Marcus Junghans zu bedenken. Außerdem müssen Lieferanten, Dienstleister und Baufirmen gefunden werden. In Zeiten des Fachkräftemangels keine einfache Aufgabe. Doch das sind aus Sicht der Netzplaner nicht einmal die größten Hürden, die zu bewältigen sind.