Bioenergiedorf Schlöben
Guido Werner/TEAG

Lokal erzeugt, regional vernetzt

Bioenergiedorf Schlöben beispielhaft für zukunftsfähige Energiekonzepte

Der Abschied von fossiler Energie ist Hans-Peter Perschke nicht schwergefallen. Innerhalb von 30 Jahren hat der Bürgermeister von Schlöben aus seiner Gemeinde einen beispielhaften Ort für zukunftsfähige dezentrale Energiekonzepte gemacht – inklusive eigenem Glasfasernetz.

Mitten in Thüringen gibt es ein Beispiel für regionale Konzepte mit Fokus auf lokale und nachwachsende Ressourcen. „Alles was hier zu Wärme und Energie gemacht wird, stammt aus einem Umkreis von maximal sieben Kilometern“, sagt Hans-Peter Perschke vor der Biogasanlage in Schlöben. Seit fast zehn Jahren entsteht hier ein Großteil der Energie, die die Gemeinde und ihre zentralen Einrichtungen über ein knapp sechs Kilometer langes Netz mit Nahwärme versorgt: 110 Grundstücke mit 500 Einwohnern, eine Schule, die Kita, die Agrargenossenschaft, die Milchviehanlage. Das Schlöbener Glasfasernetz wurde 2011 im Zuge der Errichtung dieses Nahwärmenetzes der Bürgergenossenschaft Bioenergiedorf Schlöben eG gebaut.

Glasfaserkooperation vertieft

Im Oktober 2010 nahm die Gemeinde am Förderwettbewerb „Modellprojekte für den Breitbandausbau“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie teil – mit Erfolg: Von den 575.000 Euro, die in das Glasfasernetz investiert wurden, flossen knapp 70 Prozent der Investitionssumme aus Fördertöpfen. Parallel zum Wärmenetz wurden auch Glasfaseranschlüsse bis in die Häuser gelegt. Das Netz wurde seitdem von der TEAG-Tochtergesellschaft Thüringer Netkom GmbH (TNK) als Pächter betrieben. Dieser Pachtvertrag wäre im Dezember 2019 ausgelaufen, daher hat sich die Gemeinde im vergangenen Jahr für den Verkauf ihres Glasfasernetzes entschlossen.
 

Wir haben alle Aspekte zum Verkauf unseres lokalen Glasfasernetzes gründlich geprüft und uns dann vor allem auf Grund der langjährigen guten Erfahrungen für unseren bisherigen Netzbetreiber und Pächter Thüringer Netkom entschieden."

– Hans-Peter Perschke, Bürgermeister Schlöben

Durch den Verkauf ist die Netkom als Telekommunikationsdienstleister erstmals Eigentümer eines zusammenhängenden Glasfasernetzes im Freistaat. „Wir sind sehr froh darüber, dass wir in der Gemeinde Schlöben als bisheriger Netzbetreiber und Pächter offenbar viel Vertrauen aufbauen konnten, und so bei der Entscheidung zum Netzverkauf den Zuschlag erhalten haben“, erklärt Hendrik Westendorff, Netkom-Geschäftsführer: „Unser Netzkauf in Schlöben zeigt, wie wichtig uns die regionale Verankerung in den Thüringer Regionen ist“, so der TNK-Geschäftsführer weiter. Auch der Bürgermeister Hans-Peter Perschke zeigte sich bei der Vertragsunterzeichnung im November 2019 zufrieden. Dies gebe der Gemeinde Sicherheit, dass leistungsstarke Breitbandverbindungen auch zukünftig in Schlöben in gewohnter Qualität zur Verfügung stehen, erklärt der Bürgermeister, „und dass das Glasfasernetz bei wachsendem Bedarf weiterentwickelt wird.“ Eine schnelle Internetverbindung ist schließlich auch ein Anreiz für Familien sich abseits des Ballungsgebietes Jena anzusiedeln. Die Thüringer Netkom plant derzeit das Netz in Schlöben auszubauen. Vorgesehen ist die Netzerweiterung auf den Ortsteil Mennewitz – rund 420 Kühe aus diesem Ortsteil sind es auch, die den „Kraftstoff“ für die Biogasanlage liefern. „Wir sind stolz auf das, was wir hier geschaffen haben“, sagt Hans-Peter Perschke über das Bioenergiedorf.

Bioenergiedorf Schlöben eG

Schlöben mit seinen rund 900 Einwohnern hat sich als Bioenergiedorf einen besonderen Namen gemacht. Das Bioenergiedorf Schlöben gehört zur „Bioenergieregion Saale-Holzland-Kreis“, die 2009 als einer von 25 Siegern aus dem Wettbewerb des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hervorging. Im Rahmen dieses Wettbewerbes wurden beispielhafte Projekte gefördert, die die Erzeugung und den Einsatz von Bioenergie nutzen, um die regionale Wertschöpfung zu stärken.

In der Biogasanlage wird die gesamte anfallende Biomasse der Region vergoren: Energiepflanzen, Ernteabfälle, Gülle aus dem benachbarten Kuhstall, Festmist. Drei Blockheizkraftwerke wandeln das daraus entstehende Biogas in elektrische Energie und Wärme um. Ergänzend dazu sorgt eine Holzhackschnitzelheizung für die Vollversorgung der Wärmekunden das ganze Jahr über. Mit der so erzeugten Energie ersetzen die Bewohner des Bioenergiedorfes jährlich 300.000 Liter Heizöl und sparen 2.000 Tonnen CO2 ein.

Mehr Informationen zum Bioenergiedorf gibt es hier.