Ein Ortsteil unter Strom

21. Juni 2023, Lesedauer: 3 Minuten

Das große Festzelt am Ortseingang von Battgendorf ist nur schwer zu übersehen. Im Gebäude nebendran tummeln sich die Einwohner und weitere Interessierte aus der Umgebung eifrig um große Schautafeln. Draußen springen Kinder auf einer Hüpfburg und die Eltern genießen Bier und Bratwurst. Der Anlass für das Zusammenkommen ist ein Jubiläum: Battgendorf feiert in diesem Jahr 100 Jahre Energieversorgung und 120 Jahre Melioration. Und weil es da einiges zu feiern gibt, würdigt der Kölledaer Ortsteil diese Meilensteine gleich mit einer ganzen Festwoche.

Der 200 Einwohner große Ortsteil von Kölleda im Landkreis Sömmerda ist in Feierlaune. Und das freut vor allem den Initiator, Ortsteilbürgermeister Lothar Pach. Vor etwa einem Jahr teilte er seinen Plan, diese großen Meilensteine der Battgendorfer Geschichte öffentlich zu feiern, mit dem Ortsteilrat. Dieser hatte zunächst Zweifel. Doch Lothar Pach fand mit der TEAG Thüringer Energie AG einen starken Partner, um die Festwoche zu realisieren, und konnte so auch die letzten Zweifler überzeugen.

Lothar Pach ist selbst mit der Geschichte der Thüringer Energieversorgung verbunden. Denn der Rentner hat Zeit seines Arbeitslebens bei der TEN Thüringer Energienetze gearbeitet. Aus dieser Zeit kennt er auch Matthias Wenzel, Referent für kommunale Angelegenheiten bei der TEAG. Gemeinsam haben sie die Festwoche samt großer Ausstellung und Festschrift auf die Beine gestellt. Denn neben dem täglichen Festprogramm ist vor allem die Ausstellung zur Energieversorgung in Battgendorf, Thüringen und Deutschland das Herzstück der Festwoche.

Die Ausstellung zur Thüringer Energieversorgung gibt es bereits seit 25 Jahren. Denn nicht nur Battgendorf feiert 2023 100 Jahre Energieversorgung. Auch das Thüringenwerk, das den Grundstein für die Thüringenweite Energieversorgung legte und ein Vorgängerunternehmen der TEAG ist, wurde 1923 gegründet. Und so entstand 1998 zum 75. Jubiläum ein Großteil der Ausstellung, die damals bereits als Wanderausstellung angedacht war. Um die Ausstellung zu betreuen und aktuell zu halten, bildete sich damals bei der TEAG ein Arbeitskreis von Mitarbeitern. „Wir haben einen internen Aufruf gemacht und nach Kollegen gesucht, die mit Erfahrung und Engagement das Thema weiterführen“, berichtet Matthias Wenzel von den Anfängen des Arbeitskreises Stromgeschichte. „In all den Jahren konnten wir immer 14 bis 20 Mitarbeiter finden, die sich ehrenamtlich engagieren und gemeinsam Ausstellungen planen und betreuen“, erzählt er weiter.

Die Ausstellung bestünde immer aus drei Teilen, beschreibt Matthias Wenzel. Der erste Teil befasst sich mit der Thüringer Stromgeschichte von den ersten Anfängen über die systematische Elektrifizierung in den 1930er Jahren bis hin zur heutigen Zeit. Der zweite Teil ist praxisbezogen und zeigt vor allem ältere Stromanwendungen, also Geräte wie Herde oder Waschmaschinen aus dem letzten Jahrhundert.

Der dritte Teil der Ausstellung widmet sich dann immer dem jeweiligen Ort, in dem die Ausstellung gezeigt wird. Die spezifischen Informationen zu Battgendorf hat Lothar Pach beigesteuert.

Bereits seit 1910 bemühte sich der Battgendorfer Gemeinderat um die Elektrifizierung des Ortes. Jedoch blieb es an Mühlenbesitzer Friedrich Zeppin den ersten wichtigen Schritt zu gehen: Er erzeugte 1919 mit einem Sauggasmotor eigenen Strom für sich und seine nächsten Nachbarn. Der Rest von Battgendorf musste noch länger auf Strom warten. Erst am 1. September 1923 wurde der Konzessions- und Stromliefervertrag zwischen der Gemeinde Battgendorf und dem Überlandwerk Bretleben geschlossen. Dann ging alles ganz schnell, denn Genehmigungsverfahren und Netzbau liefen gleichzeitig ab. Bis zum 17. November 1923 war der gesamte Ort an das Stromnetz angeschlossen. Das wurde mit einem großen Fest gefeiert- so auch 100 Jahre später.

Die Festwoche samt Ausstellung wird mit Hilfe der TEAG finanziert und ausgerichtet. „Ohne die TEAG wäre das alles nicht möglich gewesen“, bedankt sich Lothar Pach bei Matthias Wenzel. „Die Zusammenarbeit lief reibungslos und die Arbeit hat sich wirklich gelohnt“, erzählt er weiter. Denn die Tage hätten beim Aufschließen der Ausstellung schon immer ein paar Interessierte gewartet. Der Besucherstrom war durchgängig da. Schließlich bietet die Ausstellung auch genügend Anknüpfungspunkte und Gesprächsbedarf- spätestens bei den älteren elektrischen Geräten kommt man mit den Besuchern der Ausstellung ins Gespräch: „Das Gerät kenne ich noch von früher- diesen Satz habe ich so oft in den letzten Tagen gehört“, erzählt Lothar Pach mit einem Lächeln im Gesicht. „Es ist wirklich schön zu sehen, wie die Leute auf die Ausstellung reagieren“, sagt er abschließend.

Dass die Ausstellung auf so großes Interesse stößt, freut auch Matthias Wenzel. Wohin die Wanderausstellung zur Thüringer Stromgeschichte als nächstes geht, kann er noch nicht sagen. Geplant sind immer zwischen zwei bis drei Ausstellungen im Jahr. Vor Battgendorf war die Ausstellung zum Beispiel auf dem Gelände der TEAG selbst aufgebaut. An der Hauptverwaltung in Erfurt stand sie im Rahmen der Feierlichkeiten zu 10 Jahren kommunaler TEAG und 100 Jahren Thüringer Energieversorgung für zwei Tage allen Besuchern offen.