Zwischen Bergbau und Tourismus
Auch wenn in diesem Teil des Reviers kein Abbau mehr stattfindet, sind die Kollegen von Sven Grauel hier nach wie vor tagtäglich am Arbeiten: „Die festen Produktionsrückstände der Nachbargrube Unterbreizbach werden hier in alte Abbaubereiche transportiert.“ Aus diesem Grund sind – anders als bei anderen Kaligruben in der Region – an der Oberfläche keine großen Halden zu sehen. Für den Besucher sind die anhaltenden Arbeiten ein Glücksfall. „Ohne die tatsächliche Nutzung würde sich der Erhalt eines reinen Schaubergwerks vermutlich nicht lohnen.“
Berufung: Bergmann
Als Sven Grauel während der rasanten Fahrt im Kleinlaster durch die teils nur wenige Meter hohen Strecken ein wenig von seinem Werdegang erzählt, wird schnell klar, dass er Bergmann mit Leib und Seele ist: „Es war immer mein Traum, unter Tage zu arbeiten – obwohl es in meiner Familie sonst keine Bergleute gibt.“ Bereits als Junge hatte er sich für das Thema Geologie interessiert und war in seiner Schulzeit in einer Höhlenforschergruppe. „Ich hatte schon immer ein Faible für dieses Thema, Bergmann war bereits damals mein erster und einziger Berufswunsch.“ 1987 begann er seine Ausbildung im Kalibetrieb Merkers und beendete diese im Fluss- und Schwerspatbetrieb Trusetal.
Eigene Klimazonen
Angst habe er am Arbeitsplatz unter tausenden Tonnen Gestein bisher noch nie gehabt, dafür aber eine Menge Respekt.
Man weiß, dass man sich auf jeden Kollegen verlassen können muss. Sonst kann leicht etwas schief gehen.“
– Sven Grauel
Am schwierigsten sei der Umgang mit dem Klima unter Tage gewesen. „Denn je tiefer man kommt, umso wärmer wird es.“ Einen kleinen Eindruck davon bekommen Besucher am tiefsten Punkt der Führung: An der Kristallgrotte in einer Tiefe von 840 Metern herrscht konstant eine Temperatur von 28 Grad. An den tiefsten Stellen können sogar über 40 Grad erreicht werden.
Bis zu 70.000 Besucher im Jahr
Für Sven Grauel endete der Traum von der Arbeit unter Tage wie für viele seine Kollegen zunächst mit der Wiedervereinigung. 1991 erhielt er seine Kündigung und musste über zehn Jahre dem Bergbau den Rücken kehren. 2014 bekam der gebürtige Bad Liebensteiner schließlich die Chance, als festangestellter Besucherführer im Erlebnis Bergwerk Merkers einzufahren. „Ich habe zu dieser Arbeit nie den Bezug verloren, sie war immer präsent.“ Bis zu 240 Besucher geleiten er und seine fünf festangestellten Kollegen zweimal am Tag durch das Bergwerk Unterstützt wird das kleine Team von ehemaligen Bergmännern im Ruhestand, die die Sehnsucht nach der Tiefe auch im Rentenalter nicht losgelassen hat.