Bereits seit 2008 arbeitet Susan Liebold mit dem Otto-Schott-Institut für Glaschemie der Friedrich-Schiller-Universität Jena zusammen. Die Forscher um Dr. Doris Ehrt entwickelten für Susan Liebold weltweit einmalige fluoreszierende Gläser, die in einigen ihrer Kunstwerke Verwendung finden. So auch in ihren Arbeiten für das Ozeaneum Stralsund, für das Liebold Tiefseelebewesen, wie die Staatsqualle Nanomia Cara oder einige Juwelenkalmare aus Glas nachbildete. Diese Wesen fangen ihre Beute in der Dunkelheit des Ozeans mit Hilfe einer natürlichen Biolumineszenz, die Liebold mit Hilfe der fluoreszierenden Gläser imitiert. Die besondere Mischung aus Glaschemie, Biologie und künstlerischer Gestaltung fasziniert an diesen Auftragsarbeiten.
fluoreszierend: Wird eine fluoreszierende Substanz durch den UV-Anteil im Licht aufgeladen, leuchtet sie in der Dunkelheit kurz farbig nach. Der Effekt vergeht sehr rasch, wenn die UV-Quelle nicht mehr leuchtet. Fluoreszenz ist ein photophysikalischer Prozess, der zum Beispiel bei manchen Meerestieren, Vögeln oder Mineralien natürlicherweise auftritt. In Diskotheken wird häufig Schwarzlicht (UV-Strahlungsquelle) eingesetzt, um fluoreszierende Substanzen in Kleidung oder Getränken zu Leuchten zu bringen.
Um den Leuchteffekt zu erzeugen, werden während des Herstellungsprozesses unter anderem in seltenen Erden vorhandene chemische Elemente wie Europium ins Glas eingeschmolzen.
phosphoreszierend: Auch phosphoreszierende Substanzen müssen sich vorher durch UV-Licht aufladen. Der Nachleuchteffekt in der Dunkelheit hält jedoch wesentlich länger an als bei der Fluoreszenz. Mit phosphoreszierenden Gläsern hingegen beschäftigte sich die Glasdesignerin während zweier Künstlerresidenzen in Corning (Bundesstaat New York, USA). Auch sie sind eine Spezialentwicklung. Das kostbare phosphoreszierende Glas setzt Susan Liebold oft an den Enden ihrer Werke zusammen mit einer kleinen UV-Lichtquelle in einer Metallkappe ein. Sind sie mit UV-Licht aufgeladen, leuchten die Glasspitzen in der Dunkelheit in einem geheimnisvollen Grüngelb.
Experimente mit LED
„Durch den Einsatz von Licht verwandelt sich das Objekt in Erscheinungsform und Wesen,“ erklärt Liebold ihren Ansatz. Das vom Glas gebrochene Licht verstärkt den eigenwilligen Zauber ihrer Schöpfungen. Da die teuren fluoreszierenden und phosphoreszierenden Spezialgläser nur sehr dosiert zum Einsatz kommen können, beschäftigt sich die Künstlerin in letzter Zeit verstärkt mit dem Einsatz von LED-Technik. So etwa integriert sie LED-Bänder mit verschiedenen Helligkeitsstufen und Lichtfarben in ihre Arbeiten. Im Gegensatz zu vielen gängigen Lampen können die Leuchtmittel selbstverständlich gewechselt werden, schließlich sollen die einzigartigen Glasobjekte nicht von der Lebensdauer der LEDs abhängen.
„Die rasant fortschreitende LED-Technik macht solche Objekte erst möglich, wir gucken da ständig nach Neuerungen“, so die Künstlerin. Das Lichtdesign entwickelt Susan Liebold in enger Zusammenarbeit mit ihrem Lebensgefährten Ronny Koch, der ihre Kunst in vielerlei Hinsicht unterstützt.
Zweifellos leistet Susan Liebold mit ihrer speziellen Verbindung von Licht und Glas, von Wissenschaft und Kunst Pionierarbeit. Noch sind massenhafte Anwendungen von fluoreszierenden und phosphoreszierenden Gläsern aufgrund der hohen Herstellungskosten begrenzt. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass die Kunst Entwicklungen anstößt, die später breiten Einsatz finden.
Wenn Sie sich einen Eindruck von Susan Liebolds Arbeiten verschaffen wollen, können Sie das Café der Künstlerin aufsuchen. Es öffnet immer sonntags von 13 bis 18 Uhr. Auf der Karte stehen selbstgebackene Kuchen, Kaffee- und Teespezialitäten. Im Café sind zahlreiche Werke der Künstlerin ausgestellt. Mehr Informationen dazu sind unter glaswerk-atelier.de zu finden.
Weiterführende Informationen zur Künstlerin Susan Liebold gibt es auch im TEAG-Magazin 02/2020. Hier können Sie durch das E-Paper blättern.