Winräder bei Sonnenuntergang
TEAG

Tierschutz an Windkraftanlagen

Schutz für Fledermäuse und Greifvögel

Es ist ein typischer Tag Anfang Januar in Thüringen: Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, bewölkter Himmel, es weht ein rauer Wind. Das klingt nach idealen Bedingungen für die Windkraftanlagen der Windkraft Thüringen GmbH & Co. KG. Am Windpark in Mihla laufen zum Beispiel alle Anlagen auf Volllast. Das ist nicht immer der Fall, weiß Andre Katzinski. Der Projektingenieur der TEAG Solar ist Experte in Sachen Windenergie und betreut die Windkraftanlagen der Windkraft Thüringen, ein Gemeinschaftsunternehmen 14 Thüringer Stadtwerke und Energieversorger, darunter die TEAG. Denn selbst bei bestem Wind, gibt es feste Zeiten, an denen die Windräder ganz bewusst ausgeschaltet werden müssen: Um den Tierschutz zu gewährleisten.

Stillstand für den guten Zweck

Windrad von oben
TEAG

Allein im Jahr 2024 stand jede der Windenergieanlagen in Mihla ca. 1.000 Stunden für Tierschutzmaßnahmen still. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Schutz von Fledermäusen und ansässigen Greifvögeln wie dem Rotmilan. „Wir müssen auf windkraftsensible Vögel Rücksicht nehmen. Aber nicht jeder Vogel ist per se kollisionsgefährdet“, erklärt Andre Katzinski. Denn durch die spezielle Flug- und Jagdtechnik der Greifvögel können sie die Rotorblätter der Windräder oft erst zu spät wahrnehmen. „Daher wird bei jedem Bauprojekt eine artenschutzrechtliche Prüfung gemacht, um zu ermitteln, welche relevanten Tiere sich in diesem Bereich und zu welchen Zeiten aufhalten“. Scheue Vögel würden von sich aus gar nicht in die Nähe von Windrädern fliegen, ergänzt Andre Katzinski.

Tierschutz hat Priorität

Windrad
TEAG

Damit die Vogel- und Fledermauswelt bestmöglich durch den Einfluss eines Windrades geschützt wird, gibt es für jede Anlage individuell einen Betriebsplan mit festen Abschaltzeiten zu den hochfrequentierten Flugzeiten der Vögel und Fledermäuse. Dabei wird die Jahreszeit, die Temperatur, die Tageszeit sowie Windgeschwindigkeit berücksichtigt.

Für den Schutz von Fledermäusen werden die prognostizierten Abschalt- und Flugzeiten nach den ersten zwei Jahren Laufzeit mithilfe eines akustischen Gondelmonitorings kontrolliert. Dafür werden die Geräusche rund um die Anlage aufgenommen und anschließend von Experten ausgewertet. Stimmen die Aktivitäten der Tiere nicht mit den prognostizierten Abschaltzeiten überein, werden diese entsprechend angepasst.

Ablenkungsmanöver für Rotmilan

Windrad in Mihla
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In Mihla stehen die Windräder inmitten einer landwirtschaftlichen Nutzfläche. Sobald der Landwirt die Flächen abmäht, sind sie auch potenzielles Jagdgebiet für den Rotmilan- eine Herausforderung für den Tierschutz: „Der Landwirt ruft dann bei uns an und wir stellen die Anlagen für jeweils drei Tage aus. Hier sind wir auf die konkrete Mithilfe der Landwirte vor Ort angewiesen.  So ist es in der Genehmigung festgelegt“, erklärt Andre Katzinski.

Außerdem bleibt viele hundert Meter von den Anlagen entfernt eine Fläche das ganze Jahr über landwirtschaftlich ungenutzt und kurz gemäht, damit die Greifvögel dort jagen können und nicht in der Nähe der Windräder fliegen müssen.

An neueren Anlagen sind inzwischen auch Kameras montiert, die die Umgebung der Anlage aufzeichnen. Das Videomaterial wird dann mithilfe von künstlicher Intelligenz in Sekundenschnelle ausgewertet. Sollten sich Vögel der laufenden Anlage nähern, schaltet sich diese automatisch ab.

„Der Eingriff in die Tierwelt soll durch die Windräder so klein wie möglich gehalten werden“, fasst Andre Katzinski zusammen und ist sich sicher: „Die Anforderungen sind hoch, aber die Technik bietet viele Möglichkeiten, um den Schutz der Vögel und Fledermäuse zu gewährleisten“.