Tom Schwich steht auf einem Feld in Werther
Guido Werner/TEAG

Minimalinvasiv zum Nahwärmenetz

Innovative Lösung der TWS im nordthüringischen Werther

Dank eines Verfahrens aus der Strombranche bringt die TWS Thüringer Wärme Service Nahwärmeleitungen künftig deutlich schneller, günstiger und umweltschonender in die Erde.

Das „kalte“ Nahwärmenetz im nordthüringischen Werther war nicht nur das erste seiner Art in ganz Thüringen – auch bei den Bauarbeiten hat die TWS Thüringer Wärme Service GmbH erstmals ganz neue Wege beschritten. „Wir haben dort zum ersten Mal die neue Kollektor-Verlegetechnik mit dem sogenannten Verlegepflug in dieser Dimension erprobt“, erklärt TWS-Projektleiter Tom Schwich. „Eine äußerst spannende Methode, die gleich eine ganze Reihe Vorteile mit sich bringt.“

Immense Zeit- und Kostenersparnis

Tom Schwich steht vor der Wärmeanlage in Werther
Guido Werner/TEAG

Bisher bedeutete der Bau eines Kollektorfeldes vor allem den Einsatz großer Maschinen: Für jedes der Kollektor-Rohre, die sich im Prinzip wie eine Fußbodenheizung durch das Erdreich ziehen, um Wärme aufzunehmen, wurde zunächst ein Graben ausgehoben. Damit die Rohre später nicht durch den Druck von oben beschädigt werden, musste zudem eine Schicht schützenden Sandes darauf verteilt werden. Danach konnten die Bagger die Gräben wieder zuschütten. „Das Feld in Werther umfasst etwa 8.000 m², dafür hätten wir mit der üblichen Technik mindestens eine Woche gebraucht“, erklärt Tom Schwich. Mit dem Verlegepflug war diese Arbeit in anderthalb Tagen erledigt. Neben der Zeit- also auch eine deutliche Kostenersparnis.

Verlegung in einem Rutsch

Materialien liegen auf dem Feld
TWS

Das Prinzip, das hinter dem Verlegepflugverfahren steckt, verrät bereits der Name: Mit einem speziellen Pflug wird die Erde in der gewünschten Tiefe – in diesem Falle 1,40 Meter – aufgeschlitzt. Von einer mitgeführten Trommel läuft das Rohr direkt in den entstandenen Hohlraum. Die gesamte Verlegearbeit erfolgt somit in einem einzigen Schritt. Besonders elegant: Aufgrund der konischen Pflugform entsteht über dem Rohr ein natürlicher Bogen, der es ausreichend vor Druck von oben schützt. Das macht auch das Einbringen einer zusätzlichen Sandschicht überflüssig.

Minimalinvasiver Eingriff ist besonders bodenschonend

Pflug geht über das Feld
TWS

Dass eine schnelle und günstige Verlegung nicht der einzige Vorteil ist, zeigt Tom Schwich anhand eines Fotos von einer alten Baustelle: Es zeigt eine Fläche, die für die Verlegung im Prinzip einmal komplett und metertief umgegraben wurde. Da sich mit dem neuen Verfahren der Verlegespalt direkt wieder schließt, ist der „minimalinvasive“ Eingriff schon nach kurzer Zeit unsichtbar. Im Falle des Feldes in Werther kann der Landwirt die Bewirtschaftung ohne große Störungen fortführen wie gewohnt. Auch die Struktur des Erdreichs wird kaum verändert. Sogar bestehende Bäume oder Sträucher können stehen bleiben, wenn sie nicht direkt im Weg wachsen. „Alles in allem ist das Verfahren also auch deutlich umweltschonender als bisher“, fasst Tom Schwich zusammen.

Gute Erfahrungen bei Stromerdkabeln

TWS-Projektleiter Tom Schwich bei der Anlage in Werther
Guido Werner/TEAG

Pro Stunde können rund anderthalb Kilometer Rohrleitungen mit dem Pflug verlegt werden. Nur für die Rohre mit großem Durchmesser oder die Verlegung in Tiefen von mehr als 2,20 Meter sind nach wie vor Baggerarbeiten nötig. „Ursprünglich kam diese Verlegetechnik bei Stromleitungen zum Einsatz, in diesem Bereich wird sie schon länger erfolgreich angewendet“, so Tom Schwich. „In Werther haben wir das zum ersten Mal mit Kollektor-Rohren dieser Größe gemacht - und sind mit dem Ergebnis vollauf zufrieden.“