Die Gemeinde Abtsbessingen im Kyffhäuserkreis zeigt, was geht: Auch kleine Kommunen können viel zum dringend erforderlichen Solarausbau beitragen – ganz ohne eigene Investitionen. Zudem profitiert die Gemeindekasse davon.
Ein wenig Zufall war es wohl schon. Juliane Kumpf (parteilos) war gerade mal eine Woche zuvor zur neuen Bürgermeisterin von Abtsbessingen gewählt worden, da klingelte das Telefon. Am anderen Ende war Jan Hildesheim von der TEAG Solar GmbH (ehemals KomSolar Service GmbH): „Wir möchten Ihnen zur Wahl gratulieren. Aber auch daran erinnern, dass ihre Gemeinde bereits einen Pachtvertag mit der KomSolar Stiftung zur Nutzung des Dachs ihrer Kita zum Bau einer Solaranlage geschlossen hat. Sie hatten sicher noch keine Zeit, sich in die Unterlagen einzulesen.“ Wie auch. Juliane Kumpf machte sich schlau und rief kurze Zeit später zurück: „Dann kommen Sie mal und bauen die Anlage.“
Reibungslose Umsetzung
Kaum drei Wochen später speiste die Solaranlage auf dem Dach der Kita und einem Nebengebäude mit einer installierten Gesamtleistung von 18,48 kWp den ersten Sonnenstrom ins öffentliche Stromnetz. Für die junge Bürgermeisterin ein Start nach Maß. „Ich bin sehr für erneuerbare Energien und freue mich deshalb, hier etwas bewegen zu können“, so Juliane Kumpf. Restlos zufrieden war sie dann auch mit der Bauphase. „Nach knapp zwei Wochen war alles erledigt. Und die Handwerker nahmen sogar Rücksicht darauf, dass die Kids im Kindergarten zwischen zwölf und zwei schlafen“, freut sich die junge Mutter.
Weitere Projekte
Inzwischen ist die engagierte Bürgermeisterin schon das nächste Projekt angegangen. Die Dächer von zwei weiteren Gebäuden im Besitz der Gemeinde ließ sie von TEAG Solar auf Eignung und Tragfähigkeit für weitere PV-Dachflächenanlagen prüfen. Ergebnis: Größe und Ausrichtung der Dachflächen sind ideal, auch die Statik stimmt. Nur neun kranke Fichten verschatteten. Diese wurden mittlerweile gefällt – sie waren ohnehin schon arg geschwächt und drohten beim nächsten Sturm umzufallen. Im Herbst sollen dann die Solaranlagen mit einer geplanten Leistung von knapp 12 kWp installiert werden. „Die Mitarbeiter der KomSolar Stiftung warten die neue Gesetzeslage mit dann höheren Fördersätzen ab, die gerade auf den Weg gebracht wird. Das ist für beide Seiten von Vorteil“, erklärt Juliane Kumpf die Zeitplanung.
Ein weiteres Projekt: Der Neubau des Feuerwehrgebäudes in Abtsbessingen wird gleich so geplant, dass sich die Dachfläche bestens für eine weitere PV-Anlage eignet.
Nachbarkommune zieht nach
Als Juliane Kumpf ihrem Bürgermeister-Kollegen Steffen Gröbel aus Ebeleben damals ganz begeistert von dem reibungslosen Bau der PV-Anlage auf der Kita berichtete – Ebeleben ist erfüllende Gemeinde für Abtsbessingen – war der gleich Feuer und Flamme und ließ sich die Kontaktdaten der TEAG Solar geben. Ein Jahr später unterzeichnete die Gemeinde Ebeleben einen Kooperationsvertrag. Diese prüft jetzt die Anschlussmöglichkeiten für PV-Anlagen auf dem Jugendclub, dem Ratskeller, der Feuerwehr und dem Kindergarten in Ebeleben, ebenso für den Bauhof im Ortsteil Wiedermuth sowie eine Gaststätte im Ortsteil Rockensußra. Sollten sich alle Projekte realisieren lassen, würde sich die PV-Leistung auf über 150 kWp summieren – eine stolze Größenordnung. Bürgermeister Gröbel hob ausdrücklich hervor, dass die Anlage in Abtsbessingen Vorbild für das Ebelebener Solarengagement gewesen sein. „Es freut mich natürlich sehr, dass unser Solarprojekt in Abtsbessingen so ausstrahlt“, so Juliane Kumpf.
Erträge ohne Investition
Hier wie dort gilt: Die Kommunen müssen kein Geld in die Hand nehmen. Sämtliche Kosten für Planung, Solarmodule, Installation und spätere Wartung der PV-Anlage übernimmt die KomSolar Stiftung. Für den kommunalen Haushalt gibt es Pachteinnahmen für die zur Verfügung gestellten Dachflächen, außerdem Ausschüttungen aus den Ertragsüberschüssen der Stiftung. Sie dienen sozialen Zwecken und fließen der Gemeinde als Spenden zu. „Für unsere Kommune ist das ein willkommener Zuschuss. Wir werden ihn nutzen, um für den Spielplatz neue Geräte anzuschaffen, diesmal speziell für die ganz Kleinen“, so die zweifache Mutter Juliane Kumpf. Bei dem Engagement wundert es nicht, dass die Kumpfs auch privat Sonnenenergie nutzen. Eine Solarthermieanlage zur Warmwasserbereitung ist bereits installiert, eine PV-Anlage mit Pufferspeicher folgt in Kürze. „Auch immer mehr Nachbarn bauen PV-Anlagen auf ihre Dächer. Da ist richtig etwas in Bewegung gekommen“, berichtet Juliane Kumpf, die im Hauptberuf im Immobilienmanagement der Deutschen Bahn in Erfurt arbeitet.