Aurobindo Munikoti schaut auf den Motor des Heizkraftwerkes in Bad Salzungen
Paul-Philipp Braun/TEAG

Zusammen am Tisch sitzen

Erste Wärmeplanungskonferenz in Bad Salzungen

Große Menschengruppe sitzt in einem Konferenzraum
Paul-Philipp Braun/TEAG

Bei der ersten Stakeholder-Konferenz zur Wärmeplanung sind in der Kreisstadt des Wartburgkreises Verantwortliche verschiedener Interessengruppen in den Austausch gekommen. Ziel war es, den Weg für eine zukunftsorientierte kommunale Wärmeplanung weiter zu ebnen.

Was ist eigentlich ein Stakeholder? Der Duden kennt das Wort nicht, das Oxford English Dictonary hingegen schon, wenngleich die Erklärungen mit frühen Textbelegen aus dem 17. Jahrhundert eher dürftig erscheinen. Müsste man den Begriff schnell und mit einem Wort übersetzen, so würde wohl „Interessenvertreter“ der Bedeutung im gegenwärtigen und vor allem geschäftlich gesprochenen Deutsch am ehesten entsprechen.

Eben solche Interessenvertreter waren es auch, welche die TEAG Ende November in Bad Salzungen zusammen an einen Tisch brachte. Anlässlich der „1. Stakeholder-Konferenz zum Transformationsplan Bad Salzungen“ kamen in den Räumen der Stadtverwaltung rund 30 Menschen mit verschiedenen Anliegen, Wünschen und Hintergründen zusammen.

50 Jahre Heizkraftwerk und Vorreiterrolle in der Wärmeplanung

Portrait von Aurobindo Munikoti
Paul-Philipp Braun/TEAG

Verantwortlich für deren Einladung ist Aurobindo Munikoti. Als TEAG-Projektleiter obliegt ihm die Mitentwicklung des Transformationsplans und die Integration verschiedener Interessengruppen. „Das war wirklich ein guter Austausch auf Augenhöhe“, freut Munikoti sich in seinem Schlusswort zur Konferenz und erntete dafür ein lautes Tisch-Klopfen der Anwesenden.

Doch zurück zum Anfang dieser ersten Konferenz. Hier ist es Bad Salzungens Bürgermeister Klaus Bohl, der erst einmal lobende Worte für die Veranstaltung und die Initiative findet. In seinem Grußwort betont er nicht nur Bad Salzungens Vorreiterrolle für die Konzeption einer städtischen Wärmeplanung, sondern auch das gute Miteinander, welches Stadt und TEAG schon seit einiger Zeit haben. Erst im September feierte das örtliche TEAG-Heizkraftwerk (HKW) sein 50-jähriges Bestehen. Auch Andreas Meyer, Geschäftsbereichsleiter Erzeugung der TEAG, nimmt in seinen Ausführungen darauf Bezug.

Power-to-Heat als eine Zukunftstechnologie

Blick ins Heizkraftwerk Bad Salzungen
Paul-Philipp Braun/TEAG

Meyer betont, dass das HKW in der Kreisstadt des Wartburgkreises, derzeit rund 80 Prozent des Wärmebedarfs der Stadt abdecke und überdies immer wieder Pilotprojekte beherberge. Eines dieser Projekte ist die neue Power-to-Heat-Anlage, in der überschüssiger Strom in Wärme für das lokale Fernwärmenetz umgewandelt wird. Die Anlage befände sich derzeit in Bad Salzungen in einer Testphase, eine weitere aber größere Maschine soll künftig auch im zweiten und größeren TEAG-HKW in Jena eingebaut werden.

Seewasser kann Wärme speichern

Aurobindo Munikoti beschreibt ein Blatt Papier mit Stichpunkten beim Brainstorming
Paul-Philipp Braun/TEAG

Dennoch, so erzählen zwei Mitarbeiter des BLS-Ingenieurbüros, reiche das Heizkraftwerk allein nicht aus, wenn die Stadt und ihre Wärmeplanung sich zukunftsauglich aufstellen wollen. In einem Status-Quo-Überblick berichten die Fachleute von derzeit 19,8 Kilometern Trassenlänge, über welche die Fernwärmeleitung vor Ort verfüge. An 164 Stellen wird die Wärme an Häuser übergeben. Eingespeist wird derzeit lediglich durch das HKW. Dass dies sich ändern müsse, darin sind sich die anwesenden Stakeholder einig. Das Berliner Planungsbüro für die Wärmeplanung hat vor diesem Hintergrund bereits einige Ideen entworfen. Sie kalkulieren unter anderem mit Solarthermie aus Leimbach, einer Seewasser-Wärmepumpe im Burgsee und Abwärme aus der Produktion von HFP-Bandstahl, einem örtlichen Industrieunternehmen.

„Wir sind heute hier, um uns über die aktuellen Planungsstände auszutauschen und Sie alle einzubeziehen“, sagt Aurobindo Munikoti im Anschluss an den Fachvortrag. Dieser Einbezug erfolgt in drei Workshop-Gruppen, die neben dem aktuellen Stand auch einen Austausch zu Herausforderungen und technischen Möglichkeiten für die Wärmeplanung umfassen. Auf großen weißen Plakaten fassen die Stakeholder zusammen, was ihnen unter den Nägeln brennt, welche Fragen sie haben und wo sie selbst unterstützen können.

Wohnungsbaugenossenschaften, Bundeswehr, Verwaltung und TEAG im Gespräch

Blick ins Heizkraftwerk Bad Salzungen
Paul-Philipp Braun/TEAG

Wie vielfältig diese Sammlung wird, das lässt schon der Blick auf die Liste der Teilnehmenden erahnen. Neben Verantwortlichen aus der Stadtverwaltung sind unter anderem auch Fachleute aus lokalen Industrieunternehmen, den Wohnungsbaugenossenschaften oder der Bundeswehr anwesend. Letztere spielt in Bad Salzungen mit der Werratalkaserne und ihren rund 2.000 stationierten Soldaten sowie rund 200 zivilen Mitarbeitern eine wichtige Rolle. Schon zu DDR-Zeiten hatte das Heizkraftwerk in Bad Salzungen die damalige NVA-Kaserne mit Wärme versorgt. Inzwischen hat die TEAG diese Aufgabe übernommen.

Nach fast anderthalb Stunden Workshop-Arbeit und anschließender Auswertung ist die Stakeholder-Konferenz vorbei. Ihre Ergebnisse sind vielfältig und reichen von Hinweisen auf bergbauliche Hohlräume für mögliche Geothermie-Vorhaben, über den Wunsch nach einer Verschlankung des Bau-Gesetzbuches für Wärmeplanungen bis hin zur noch engeren Verzahnung der örtlichen Akteure untereinander. Für Projektleiter Aurobindo Munikoti ist dieses erste Treffen in der Zusammensetzung ein Erfolg. „Wir haben die Leute an einen Tisch bekommen. Das ist viel wert“, sagt er bei einem anschließenden Rundgang durch das Heizkraftwerk.